Angesichts der Tatsache, dass so oft im alltäglichen Leben in Konversationen auf die Position
in der Geschwisterfolge Bezug genommen wird, wenn bestimmte Eigenschaften von
Mitmenschen kommentiert werden, interessierte mich dieses Thema schon seit längerem sehr.
Das Pro Scientia Thema „Familie“ bot eine willkommene Gelegenheit mich etwas
ausführlicher mit dieser Fragestellung zu beschäftigen.
Dabei fiel zu allererst Folgendes ins Auge: Die methodologischen Schwierigkeiten machen
klare und präzise Aussagen nahezu unmöglich. Unzählige widersprüchliche wissenschaftliche
Abhandlungen lassen sich zu dem Thema finden und sobald eine große, arbeitsintensive
Studie veröffentlicht wir, scheint sich postwendend eine andere Gruppe von Wissenschaftern
aufzumachen, um in weitreichender Forschungstätigkeit die Ergebnisse der eben
veröffentlichten Studie zu widerlegen. Dementsprechend finden sich in der
wissenschaftlichen Auseinandersetzung sowohl Veröffentlichungen, die jeglichen Einfluss
der Geburtenreihenfolge auf die Persönlichkeitsentwicklung abstreiten (Schooler, C. (1972),
Birth order effects: Not here, not now! Psychological Bulletin 78, 161-175; Ernst, C., Angst,
J. (1983), Birth order: Ist influecne on personality, Berlin: Springer Verlag.), als auch solche,
die sehr wohl einen Zusammenhang zwischen der Position in der Geschwisterreihe und der
Persönlichkeit herstellen (Sullowy, F. (1996)Born to rebel: Birth oder, family dynamics, and
creative lives, New York: Pantheon Books.)
Einzig in folgenden Punkten scheint sich innerhalb der wissenschaftlichen Welt in letzter Zeit
ein Konsens entwickelt zu haben: Die Verwendung von „Within-Family“-Daten (Daten, die
Eigenschaften von Kindern innerhalb einer Familie miteinander vergleichbar machen) ist
besser als die Verwendung von „Cross-Sectional“-Daten (Datenmengen, die beispielsweise
Erhebungen sämtlicher weiblicher HochschulabgängerInnen beinhalten und dann
beispielsweise alle Erstgeborenen aus der...